Niedersächsischer Heimatbund

Wir trauern

 

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NACHRUF

Der Niedersächsische Heimatbund trauert um seinen langjährigen Präsidenten und Ehrenpräsidenten Prof. Dr. Hansjörg Küster, der am 26.02.2024 verstorben ist. Er hinterlässt im NHB eine große Lücke.

1998 kam er als Professor an das Institut für Geobotanik der Universität nach Hannover und noch im gleichen Jahr nahm er Kontakt zum NHB auf. Als Gast besuchte er die Fachgruppe Natur- und Umweltschutz. Ein Jahr später wurde auf Initiative von Prof. Dr. Wöbse das Projekt „Spurensuche in Niedersachsen, Historische Kulturlandschaften entdecken“ beim NHB ins Leben gerufen. Um dieses Projekt fachlich zu unterstützen wurde ein interdisziplinärer Arbeitskreis gegründet dem Hansjörg Küster angehörte. Damit hatte er eines seiner Hauptthemen beim NHB gefunden, die Geschichte der Landschaft(en).
Auf dem Niedersachentag 2004 in Gifhorn wurde er zum ersten Mal zum Präsidenten des NHB gewählt. Bis 2022 hat er das Amt bekleidet, bis ihn die Krankheit zwang, seinen Beruf, Hannover und den NHB zu verlassen.
18 Jahre war er unser Präsident, er hat drei Geschäftsführer*innen erlebt, hat etliche Präsidiumsmitglieder kommen und gehen sehen, unzählige Mitglieder der Fachgruppen. In seine Zeit fallen das 100-jährige Jubiläum des NHB ebenso wie 50 Jahre Rote Mappe und 25 Jahre Verbandsbeteiligung. Er hat die Gründung der Stiftung Heimat begleitet und den Freundeskreis NHB ins Leben gerufen. Er hat an einer Vielzahl an Publikationen aus dem NHB heraus mitgewirkt oder sie sogar selber initiiert. Als Botschafter des NHB hat er unzählige Vorträge gehalten, legendär seine Reden zur Roten Mappe jedes Jahr auf dem Niedersachsentag.
Aber sein Herzstück war immer die Menschen in Niedersachsen von ihrer Heimat zu überzeugen. Ganz auf der Basis seiner wissenschaftlichen Kenntnisse konnte er durch seine Sprache, seine Metaphern, seine Begeisterungsfähigkeit die Geschichte einer Landschaft vor dem inneren Auge entstehen lassen. Auch, und das war eine seiner großen Stärken, komplexe Zusammenhänge in der Natur so darzustellen, als wenn es das Einfachste auf der Welt wäre. Jeder hörte ihm gerne zu, wenn er die Fächer der vor ihm liegenden Landschaft aufblätterte. Der Wandel der Naturlandschaft zu einer von Menschen gestalteten Kulturlandschaft war für ihn immer auch eine Chance. Wenn die Menschen verstehen, welchen Wert ihre Heimat ausmacht, so schätzen sie sie und schützen sie auch. Veränderung durch Wissen und Überzeugung war sein Credo. Dabei betrachtete er sich selbst auch immer als Lernenden, als Jemand dem mühelos der Brückenschlag zu anderen Disziplinen gelang, ja die ihm wichtig waren.

Hansjörg Küster war ein Mensch der Kopf und Herz berührte. Solche Menschen prägen sich ein und bleiben in Erinnerung. Der NHB gedenkt seiner Leistungen mit Hochachtung und trägt sein Vermächtnis als eines wahren Humanisten weiter. Unsere Mitarbeiter*innen in der Geschäftsstelle, unsere Mitglieder in den Fachgruppen und den Vereinen haben uns zum Tod von Hansjörg Küster geschrieben, hier einige Auszüge:

Für mich ist Hansjörg Küster für immer mit seinem wundervollen, die Jahrhunderte übergreifenden Vortrag über die künstlerischen Darstellungen der Pflanzenwelt im Paradies verknüpft. Er konnte seine Zuhörerinnen und Zuhörer allein mit seinen sprachlichen Metaphern in die vielfältigen Stimmungsbilder von Landschaften führen – er erweckte zugehörige Bilder im Inneren von Kopf und Herz zum Leben. Und jetzt, da er seine letzte Reise angetreten hat, drängen sich mir seine Beschreibungen zu den Ewigkeitsbäumen auf, beispielsweise zu den von ihm oftmals beschriebenen Ulmen als Symbol für den Schlaf, den Tod und auch für die Trauer. Um von ihm persönlich Abschied zu nehmen, habe ich jene Fotografien betrachtet, die 2012 auf dem St. Andreas Friedhof in Cloppenburg entstanden – während des Exkursionsteils des 93. Niedersachsentages mit dem Titel „Eigenes Erbe – Fremdes Erbe – Gemeinsame Heimat“. Hier zeigte Hansjörg Küster uns Teilnehmenden eine beschnittene Eichenallee. Hansjörg Küster selbst ist nicht abgebildet, der Fokus liegt auf den Bäumen – und doch verbleibt bis heute die Erinnerung an seinen begeisterten Gesichtsausdruck.
Prof. Dr. Birgit Franz

Ich habe dem NHB und Hansjörg Köster sehr viel zu verdanken! Wenn man nach einem schönen Studium in Köln als Lehrer in Ostfriesland landet, ist man plötzlich von fast aller Kultur und Bildung abgeschnitten. Ich war zwar gewarnt worden, bin aber das Risiko eingegangen und habe das nicht bereut.
Ich war dann zu einem Termin einer Fachgruppe nach Hannover gefahren, bekam dort aber gesagt, dass ich mich im Termin geirrt hätte: "Aber da tagt eine andere Fachgruppe, schauen sie doch da mal rein!"  Kulturlandschaft damals noch unter Wöbse, da lernte ich auch Hansjörg Küster kennen. Da ich selbst begeisterter Geograph war, ergaben sich manche Gespräche, die mir sehr weiterhalfen. Das erste Projekt mit umfangreicher Unterstützung durch Hansjörg Küster war ein Schulprojekt mit der Erfassung von Kulturlandschaftsspuren durch Schüler. Er hat uns im Rahmen des Projektes mehrfach in Esens besucht und die Arbeit mit den Schülern begleitet. Für ostfriesische Schüler ist es unvorstellbar, dass man dort mit einem echten Professor in der Schule erscheint. Im Rahmen dieses Projektes fragte er mich, ob nicht ein Teilnehmer auf dem Niedersachsentag in Gifhorn seine Ergebnisse vorstellen könnte. Zwei Schülerinnen waren dazu bereit, vor allem konnten sie den Vortrag in Plattdeutsch halten. Küster hat sich sehr um die Förderung dieser beiden Schülerinnen bemüht. An dem Sonntag nahmen wir noch an einer Exkursion mit Küster durch den Drömling teil, auch für mich in guter Erinnerung, für die beiden Schülerinnen dürfte es ein einzigartiges Erlebnis gewesen sein. Hans-Jörg Küster konnte die Landschaft zum Erzählen bringen, ich habe viel von ihm gelernt.
Ich habe noch andere Projekte mit Unterstützung des NHB durchgeführt und ich denke, dass Hansjörg Küster da oft im Hintergrund die Finger im Spiel hatte. Ich erinnere mich an zahlreiche Gespräche mit ihm und Exkursionen, die sehr wohltuend waren.
Diese Arbeit von Hans-Jörg Küster auf allen Ebenen war für mich bewundernswert.
Axel Heinze

Es sind Herr Küster und der Heimatbund mit dem ich meine ersten richtigen Erfahrungen im Berufsleben verbinde. Damit kam auch die Erfahrung, dass man auch (oder gerade) mit kultureller Arbeit etwas für die Menschen erreichen kann. Jedes Mal, wenn Herr Küster vorbeikam, hatte er große wissbegierige Augen, stellte Fragen und versprühte Energie. Das ist auch, was hängen geblieben ist. Das große Interesse von Ihm etwas zu lernen und an den Menschen selbst.
Philipp Nordmeyer

Wir haben die traurige Nachricht erhalten, dass Herr Küster verstorben ist. In der Arbeitsgruppe Niederdeutsch/Saterfriesisch hat Herr Küster sich stets für die Belange der kleinsten Minderheitssprache Saterfriesisch eingesetzt. Auch durch seinen Einsatz ist die professionelle Unterstützung der Saterfriesischen Sprache gut vorangekommen. Dafür sind wir Saterfriesen Herrn Küster sehr dankbar.
Für den Vorstand des Seelter Buundes
I.A. Karl-Peter Schramm

Herr Prof. Küster lehrte mich und viele andere die Geschichte unserer Landschaft - und diese Geschichte selbst in der Landschaft zu lesen und dadurch die Landschaft zu verstehen
Fabian Wais

Im Kontext des „kurzen Gedankens“ werde ich nie folgendes von Hansjörg Küster vergessen: Ein Schmunzeln zu einer angespannten Diskussionsrunde mit den Worten „der Trend geht ja heute auch zum ‚Zweit-Buch‘“ – „ich habe auch nicht alles im Kopf, aber das meiste davon irgendwo im Regal…“
Sonja Potter

Mit tiefer Trauer nehmen wir Abschied von Prof. Dr. Hansjörg Küster, der gestern im Alter von 67 Jahren verstorben ist. Geboren 1956 in Frankfurt am Main hat er sich als herausragender Geobotaniker und engagierter Hochschullehrer einen festen Platz in der Wissenschaftsgemeinschaft erarbeitet.
Von 1998 bis zu seinem Tod im Jahr 2024 prägte Hansjörg Küster als Professor für Pflanzenökologie das Institut für Geobotanik an der Universität Hannover mit. Zudem war er von 2004 bis 2022 Präsident des Niedersächsischen Heimatbundes e. V., 2000 bis 2017 zweiter Vorsitzender der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover und ab 2019 bis zu seinem krankheitsbedingten Rücktritt 2022 Vorsitzender der Reinhold-Tüxen-Gesellschaft e. V.. Seine Hingabe galt vor allem der Vermittlung von Biologie, wodurch er zahlreiche Studierende inspirierte und prägte. Seine Lehrtätigkeit war geprägt von einer tiefen Überzeugung für die Bedeutung der Ökologie und der Geschichte der Landschaft.
Hansjörg Küster erlangte Bekanntheit durch seine wegweisenden Veröffentlichungen zur Geschichte des Waldes in Mitteleuropa sowie zur Landschaftsentwicklung in diesem Raum. Seine Forschungsgebiete erstreckten sich über die Grundlagen der Ökologie bis hin zur Vegetations- und Landschaftsgeschichte. Unter seiner Leitung wurden mehrere bedeutende Drittmittelprojekte der EU, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der VolkswagenStiftung erfolgreich durchgeführt.
Sein vielleicht bedeutendster Forschungsbeitrag fällt in seine Zeit als Leiter der Arbeitsgruppe „Vegetationsgeschichte“ an der LMU München. Er erarbeitete dort eine umfassende Darstellung der seit dem Neolithikum in Bayern südlich der Donau und Teilen Baden-Württembergs angebauten Kulturpflanzen und anhängender Kulturfolger. Daneben hat er vor allem in Südwestbayern Pollenprofile hochauflösend ausgewertet und damit die Vegetationsgeschichte im jeweiligen Gebiet bahnbrechend präzise rekonstruiert.
Hansjörg Küster hat sich früh nicht nur für die Biologie, sondern ebenso für deren Vermittlung interessiert. Sein Engagement galt daher insbesondere dem Lehramt: So hat er nicht nur Fachbücher geschrieben, sondern seit seinem Kontakt mit der Biologiedidaktik auch Schulbücher. In seinen Lehrveranstaltungen, Exkursionen und Praktika wurde er nicht müde darauf hinzuweisen, welche Rolle die Ausbildung angehender Lehrkräfte für die Leibniz Universität Hannover spielt.
Nicht nur in der wissenschaftlichen Gemeinschaft, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit hat sich Hansjörg Küster einen Namen gemacht. Durch Bücher und Aufsätze analysierte er auf anschauliche Weise die Formung der mitteleuropäischen Landschaft und des Waldes durch menschlichen Einfluss und die Forstwirtschaft. Seine Thesen, beispielsweise zur Holznot, präsentierte er nicht nur in wissenschaftlichen Publikationen, sondern popularisierte sie eindrücklich in Medienauftritten und Zeitungsbeiträgen. Durch seine Kooperation mit der Biologiedidaktik prägte er auch die Vorstellungen zahlreicher Schülerinnen und Schüler.
Hansjörg Küster hinterlässt eine Lücke in der Welt der Biologie und der Biologiedidaktik. Sein Erbe wird jedoch weiterleben, nicht nur in den Werken, die er der Wissenschaft und der Öffentlichkeit hinterlassen hat, sondern auch in der Inspiration, die er zahlreichen Studierenden, Kindern und Kolleg:innen zuteilwerden ließ. In Dankbarkeit und Respekt gedenken wir eines Mannes, der sein Leben der Erforschung und Vermittlung der Naturgeschichte gewidmet hat.
Prof. Dr. Jorge Groß

- ein guter Freund und Begleiter / een, de mit een dör Grass un Körn, Busk un Braak geiht
- ehrlich / uprecht
- ein Halt gebender Mensch / een Stöönpahl,
- ein fleißiger Mensch / een flietige Hand
- Einer, dem bewußt war, dass ein Mensch seiner Mitmenschen bedarf. (echter Menschenfreund) / Een Mensk, de aaltied wüssde, dat een Steen alleen nich mahlen kann.
Heinrich Siefer, Sprecher der Fachgruppe Niederdeutsch und Saterfrieisch

Ich habe Herrn Küster immer wieder vor Augen, wie er mit seiner Hängetasche (so eine hatte ich während des Studiums) und gut gelaunt und vorbereitet zu den Niedersachsentagen kam. Sein Umgang mit den jeweiligen Geschäftsführern und Mitarbeitern war aus der Ferne (ich habe nie mit ihm gesprochen) immer mit einer großen Wertschätzung verbunden, zuletzt ganz besonders in Salzgitter.
Klaus Lünstedt, FG Denkmalpflege

Diese Nachricht vom Tode von Herrn Hansjörg Küster hat mich persönlich, aber auch den Mitgliedern des "De Spieker" sehr betroffen gemacht. Wir haben Herrn Küster in seiner freundlichen und den Belangen der Mitglieder des NHB zugewandten Art, aber auch wegen seines großen Wissens um unsere Heimat, sehr geschätzt.
In Verbundenheit und tiefem Mitgefühl
Rita Kropp, Spiekerbaas "De Spieker" - Heimatbund für niederdeutsche Kultur

Karte Niedersachsen

103. Niedersachentag am 21., 22. Juni 2024 in Wildeshausen

Wir stehen für ...

... einen modernen und offenen Heimatbegriff, der integrierend wirkt und nicht ausschließt!

... den Erhalt und die gemeinsame Weiterentwicklung unserer niedersächsischen Heimat in ihrer natürlichen und historisch bedingten Vielfalt und Eigenart.

... für die Stärkung des Ehrenamts in der niedersächsischen Heimatpflege.

... die Weitergabe und Gewinnung lokalen und regionalen Wissens.

... für ein starkes Netzwerk Heimat in Niedersachsen!

"Haltung zeigen für die Heimat"
PM NHB_BHU-Resolution Haltung für Heimat

BHU Positionsbestimmung (PDF-Datei)

 

Übergabe der ROTEN und WEISSEN MAPPE in Peine anlässlich des 102. Niedersachsentages am 13.05.2023; rechts Stephan Weil, Niedersächsischer Ministerpräsident, links Dipl.-Ing. Marlies Linnemann, NHB-Präsidentin.

Kontakt

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30659 Hannover (Lahe)

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